Generationenwechsel im Familienunternehmen – Blogreihe
Warum er selten gelingt, was auf dem Spiel steht und wie er gelingt.
Zwischen Lebenswerk und Zukunft
Ein Familienunternehmen ist mehr als nur eine Firma. Es ist das Lebenswerk, der ganze Stolz, das, wofür man jahrzehntelang morgens aufgestanden ist. Für viele Unternehmer ist es unvorstellbar, das Steuer einfach aus der Hand zu geben. Und doch kommt unweigerlich der Moment, an dem genau das nötig wird: Die nächste Generation steht bereit, will gestalten, Verantwortung übernehmen und die Firma fit für die Zukunft machen.
Was in der Theorie selbstverständlich klingt, entpuppt sich in der Praxis als eine der größten Herausforderungen, die ein Familienunternehmen meistern muss. Der Übergang von einer Generation zur nächsten gelingt selten reibungslos. Zu oft bleibt die Übergabe halbherzig, Konflikte schwelen im Hintergrund, und am Ende steht nicht selten ein Unternehmen, das langsamer, unsicherer und unattraktiver geworden ist.
Warum die Übergabe so schwierig ist
Die Ursache liegt fast immer in einer Mischung aus Emotion und Macht. Wer eine Firma aufgebaut hat, verbindet damit nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch Identität, Werte und persönliche Geschichte. Es fühlt sich an, als würde man einen Teil von sich selbst aufgeben. Hinzu kommt die Sorge, dass die Nachfolger Fehler machen könnten, die das mühsam Erreichte gefährden.
Gleichzeitig drängen Söhne und Töchter darauf, endlich eigene Entscheidungen zu treffen. Sie wollen ihre Ideen einbringen, neue Wege gehen, mutige Schritte wagen. Doch wenn jede Entscheidung von der älteren Generation relativiert oder zurückgenommen wird, entsteht Frust – und manchmal auch Resignation. „Warum soll ich mir das antun?“, fragen sich viele. So verlieren gerade die, die eigentlich Verantwortung übernehmen sollten, die Lust am Unternehmen.
Die unterschätzten Folgen
Ein halbherziger Generationswechsel kostet mehr, als die meisten denken. Er sorgt für Verunsicherung in der Belegschaft, denn niemand weiß, wem man wirklich folgen soll. Er blockiert wichtige strategische Entscheidungen, weil Altes und Neues permanent miteinander konkurrieren. Und er führt nicht selten zu Streit innerhalb der Familie manchmal so heftig, dass selbst das Lebenswerk in Gefahr gerät.
Studien zeigen: Ein großer Teil der Familienunternehmen überlebt den Wechsel von der ersten auf die zweite Generation nicht. Noch weniger schaffen es in die dritte. Das hat selten wirtschaftliche Gründe, sondern fast immer menschliche. Unklare Rollen, mangelnde Absprachen, verletzte Eitelkeiten, all das wiegt schwerer als Zahlen auf dem Papier.
Übergabe heißt nicht loslassen, sondern neu gestalten
Eine Übergabe bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Gründergeneration von heute auf morgen verschwinden muss. Sie kann auch heißen: eine neue Rolle anzunehmen. Nicht mehr operativ bestimmen, sondern als Ratgeber, Sparringspartner oder Mentor an der Seite stehen. Erfahrung bleibt so erhalten, ohne die neue Führung zu erdrücken.
Damit das gelingt, braucht es Klarheit. Klarheit darüber, wer wofür zuständig ist. Klarheit über Entscheidungsspielräume und Verantwortlichkeiten. Und Klarheit über den Zeitpunkt, an dem die alten Chefs offiziell einen Schritt zurücktreten. Eine solche Transparenz schützt nicht nur die Familie vor Konflikten, sondern gibt auch den Mitarbeitern Orientierung und Vertrauen.
Worauf du dich in dieser Blogreihe freuen kannst
In den nächsten Wochen widmen wir uns Schritt für Schritt den wichtigsten Fragen:
- Blog 1: Warum halbherzige Übergaben so gefährlich sind
- Blog 2: Fünf zentrale Probleme, die fast jede Nachfolge blockieren
- Blog 3: Wie Verantwortung wirklich übertragen wird, ohne Vertrauen zu verlieren
- Blog 4: Welche Rolle Strukturen, Beiräte und Governance spielen
- Blog 5: Wie die junge Generation Lust statt Frust erlebt, wenn sie das Unternehmen übernimmt
Reflexionsfragen zum Start
- Ist bei euch im Unternehmen klar, wer wirklich entscheidet oder spüren Mitarbeiter zwei Machtzentren?
- Habt ihr eine gemeinsame Vision für die Zukunft oder verteidigt jeder nur seine Sichtweise?
- Gibt es einen klaren Plan für die Übergabe oder vertraut ihr auf das Prinzip „Es wird sich schon ergeben“?


