Blog 2 Generationenwechsel im Familienunternehmen
Die unsichtbaren Bremsklötze:
Fünf zentrale Probleme im Generationswechsel
Wenn gute Absichten scheitern
Fast alle Familienunternehmer starten mit denselben guten Vorsätzen: „Wir machen das besser. Wir streiten uns nicht. Wir klären alles rechtzeitig.“ Doch sobald der Übergabeprozess beginnt, werden diese Vorsätze von der Realität eingeholt. Plötzlich kommen Emotionen ins Spiel, alte Muster brechen durch, und die eigentlich geplante Übergabe wird zur Belastungsprobe für die ganze Familie.
Dabei sind es erstaunlich oft dieselben Muster, die sich wiederholen. Probleme, die zwar unterschiedlich aussehen können, aber auf dieselben Ursachen zurückgehen: unklare Rollen, fehlende Strukturen und der Wunsch, Kontrolle zu behalten.
Schattenführung: Zwei Chefs sind einer zu viel
Offiziell hat die nächste Generation das Steuer übernommen, praktisch jedoch bleibt die alte Generation im Hintergrund aktiv. Mitarbeiter erleben zwei Machtzentren, die oft widersprüchliche Signale senden. Wer sich an den Senior wendet, bekommt meist eine schnellere Lösung auch wenn diese den Entscheidungen der Nachfolge widerspricht. So wird die Autorität der jungen Führung Stück für Stück untergraben.
Rollenvermischung: Elternteil oder Vorgesetzter?
Besonders in Familienbetrieben verschwimmen Rollen. Was am Esstisch funktioniert, führt im Büro zu Chaos. Wenn Vater oder Mutter jede Diskussion mit Sätzen wie „Ich weiß schon, wie das läuft“ beenden, bleibt kein Raum für eigene Entscheidungen. Umgekehrt wird Kritik an der Arbeit schnell persönlich genommen. Die notwendige Distanz zwischen familiärer Beziehung und professioneller Rolle fehlt.
Kontrollreflex und Mikromanagement
Die Sorge um das Lebenswerk sorgt häufig dafür, dass die Seniorgeneration zu engmaschig kontrolliert. Jede Investition muss freigegeben, jede Entscheidung geprüft, jeder neue Ansatz diskutiert werden. Für die Nachfolger bedeutet das ein Gefühl permanenter Beobachtung. Sie tragen Verantwortung, dürfen aber nicht frei handeln. Das ist ein Nährboden für Frust und manchmal auch für offene Konflikte.
Fehlende Strukturen und Spielregeln
In vielen Familienunternehmen fehlt eine klare Governance. Es gibt keinen Beirat, keine Entscheidungsregeln, keine festen Formate für Gespräche. Alles wird im Vorbeigehen entschieden, oft nach Bauchgefühl. Solange alle an einem Strang ziehen, funktioniert das erstaunlich gut. Doch im Moment der Übergabe offenbart sich diese Schwäche: Ohne klare Strukturen eskalieren Diskussionen, und Entscheidungen hängen am Ende doch wieder an der älteren Generation.
Strategische Bremse durch alte Erfolgslogik
Was in den letzten Jahrzehnten funktioniert hat, wird automatisch für die Zukunft als richtig angenommen. „Wir haben das immer so gemacht“ ist ein Satz, der Innovation im Keim erstickt. Für Nachfolger ist das frustrierend, denn sie sehen die Notwendigkeit von Digitalisierung, neuen Geschäftsmodellen oder internationaler Ausrichtung, stoßen aber immer wieder auf Widerstand.
Reflexionsfragen für dich
1. Erleben Mitarbeiter in eurem Unternehmen widersprüchliche Botschaften aus zwei Richtungen?
2. Nimmst du Kritik oder neue Ideen manchmal persönlich, weil sie aus der eigenen Familie kommen?
3. Werden wichtige Entscheidungen bei euch nach klaren Regeln getroffen oder eher aus dem Bauch heraus?


