Blog 4: Die Falle der halbherzigen Übergabe
Strukturen statt Bauchgefühl – Governance & Beirat
Warum Familie allein nicht reicht
Viele Familienunternehmen leben von Nähe, Vertrauen und gewachsenen Beziehungen. Diese Qualitäten sind ein großes Kapital, können aber im Übergabeprozess schnell zur Falle werden. Wenn Konflikte entstehen, fehlt oft der neutrale Rahmen, um sie konstruktiv zu lösen. Was beim Abendessen beginnt, endet nicht selten im Büro und umgekehrt.
Deshalb sind Strukturen so wichtig. Sie sorgen dafür, dass Konflikte nicht persönlich eskalieren, sondern professionell verhandelt werden.
Externe Stimmen als Neutralisator
Ein Beirat oder Advisory Board wirkt wie ein Schutzschild. Er bringt externe Perspektiven ins Unternehmen und verhindert, dass Diskussionen zu einem reinen Familienkonflikt werden. Besonders wirksam ist ein Mix aus Branchenexperten, Finanzfachleuten und einem erfahrenen Unternehmer, der selbst eine Übergabe erlebt hat.
Diese Stimmen schaffen Distanz. Plötzlich geht es nicht mehr darum, wer recht hat, sondern um das, was objektiv am besten für das Unternehmen ist.
Klare Formate für Meetings
Neben externen Stimmen braucht es feste Strukturen. Ein wöchentlicher Jour fixe, geleitet von der Nachfolge, stellt die operative Steuerung sicher. Quartalsweise Strategiegespräche mit Beirat bringen Tiefe. Und eine klar definierte Sprechstunde des Seniors verhindert, dass er ungeplant ins Tagesgeschäft eingreift.
Übergabeplan mit Meilensteinen
Eine erfolgreiche Übergabe braucht einen Zeitplan, keine endlose Hängepartie. Bewährt hat sich das 100–300–1000-Tage-Modell:
• 100 Tage: erste eigene Entscheidungen, Quick Wins, Verantwortung sichtbar machen.
• 300 Tage: eigenes Budgetjahr, Übergabe wichtiger Kundenkontakte, Strategiezyklus.
• 1000 Tage: klare Advisory-Rolle für die Alteingesessenen, volle Verantwortung bei der Nachfolge.
Governance schützt alle Beteiligten
Klare Strukturen sind kein bürokratischer Selbstzweck. Sie sind ein Sicherheitsnetz für die Familie, für die Mitarbeiter und für die Zukunft des Unternehmens.
Reflexionsfragen für dich
- Habt ihr externe Stimmen, die neutral auf eure Situation blicken?
2. Gibt es feste Meeting-Strukturen, die von allen respektiert werden?
3. Habt ihr einen klaren Zeitplan für die Übergabe oder verschiebt ihr Entscheidungen immer wieder?


