Blog 3 Generationenwechsel im Familienunternehmen

Verantwortung übertragen, ohne loszulassen – Vertrauen ist nicht gleich Abwesenheit

Viele Seniorunternehmer stehen beim Generationswechsel vor einem inneren Dilemma. Auf der einen Seite wollen sie Verantwortung abgeben, auf der anderen Seite fällt es schwer, einfach loszulassen. Das führt oft zu zwei Extremen: Entweder mischen sie sich ständig in Details ein, oder sie ziehen sich vollständig zurück und lassen die Nachfolger im Regen stehen. Beides ist problematisch.

Der Schlüssel liegt in einem ausgewogenen Verständnis von Vertrauen. Vertrauen bedeutet nicht, dass die ältere Generation verschwindet. Es bedeutet, dass sie bewusst Verantwortung überträgt mit klaren Spielräumen, nachvollziehbaren Grenzen und sichtbaren Zeichen.

Entscheidungshoheit konsequent übertragen

Nichts demotiviert so sehr wie Verantwortung ohne echte Entscheidungsmacht. Wer offiziell die Geschäftsführung innehat, muss Budget- und Personalentscheidungen treffen dürfen ohne ständige Rücksprache. Das bedeutet nicht, dass die ältere Generation keine Meinung mehr hat. Es heißt aber, dass Entscheidungen nicht nachträglich revidiert werden dürfen.

Ein hilfreiches Instrument ist die Entscheidungsmatrix. Sie legt fest, ab welchem Betrag oder bei welchen Themen die Nachfolge allein entscheiden darf, wann Konsultation notwendig ist und wann der Beirat einbezogen wird. Diese Klarheit reduziert Konflikte erheblich.

Symbole sind mächtiger als Worte

Neben den Regeln sind sichtbare Zeichen entscheidend. Ein eigenes Büro, die offizielle Ansage vor der Belegschaft („Ab jetzt liegt die Entscheidung bei meiner Tochter/meinem Sohn“), Unterschriftsrechte oder die öffentliche Würdigung von Erfolgen, all das zeigt Mitarbeitern, dass die Nachfolger wirklich am Steuer sitzen. Symbolische Gesten schaffen Vertrauen, wo Worte allein nicht reichen.

Instrumente für den Alltag

  • Delegation Poker: Einmal im Monat definieren Senior und Nachfolger für bestimmte Themen die Entscheidungsstufe – informieren, konsultieren, entscheiden.
  • Sprechstunden-Format: Der Senior bietet wöchentliche Zeiten für Fragen an, greift aber nicht ungefragt in den Alltag ein.
  • Fehlerkultur: Eigene Fehler der Nachfolger sind ausdrücklich erlaubt, solange sie nicht existenzbedrohend sind.

Verantwortung motiviert wenn sie echt ist

Wenn Nachfolger spüren, dass sie wirklich entscheiden dürfen, wächst ihre Motivation. Verantwortung wird dann nicht als Last empfunden, sondern als Chance. Die Älteren bleiben präsent, aber in einer neuen, konstruktiven Rolle.

Reflexionsfragen für dich

  1. Haben die Nachfolger in eurem Unternehmen eigene Budgets, über die sie frei entscheiden dürfen?
  2. Setzt ihr bewusst sichtbare Zeichen, die Unterstützung und Vertrauen verdeutlichen?
  3. Sind Fehler für die nächste Generation erlaubt oder werden sie sofort korrigiert?

Kontakt

  • Die Potenzialwerkstatt GmbH
  • Geschäftsführer Dieter Schnaubelt
  • +49 6221 599 100 0
  • Schwabenheimer Straße 38, 69221 Dossenheim

Erfahrungen & Bewertungen zu Dieter Schnaubelt

© 2024 Die Potenzialwerkstatt GmbH